Unsere Geschichte chronologisch

1812

Auf Anregung des regierenden Fürsten Carl zu Isenburg-Birstein, der in Frankreich Freimaurer wurde, beschließen am 5. September 1812 elf Männer die Logengründung in Offenbach. Unter ihnen sind Fabrikanten, Ärzte und Bürger Offenbachs sowie Offiziere und Angestellte des Fürsten vertreten.

Konstitutions-Urkunde vom 30. Dezember 1812
Fürst Carl zu Isenburg-Birstein und seine Gattin Charlotte - Namensgeber:innen der Loge
Carl und Charlotte zu Isenburg-Birstein

Carl und Charlotte

»Im steten dankbaren Gedächtnis« an den regierenden Fürsten Carl von Isenburg-Birstein und seiner Gemahlin Charlotte, geborene Gräfin von Erbach-Erbach, erhält die Loge den Namen »Carl und Charlotte zur Treue«.

1812

Am 14. September 1812 wird der Beitritt Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht protokolliert. Sechs Tage später findet die erste Beamtenwahl statt. Fürst Carl wird Meister vom Stuhl.

1813

Am 3. Februar 1813 beschließt die Loge eine »Wohltätigkeitskasse« zu gründen, die den Beginn der Sozialarbeit in Offenbach markiert. Eine öffentliche Fürsorge gibt es noch nicht. Sie unterstützte bedürftige Mitbürger mit Geldzuwendungen, sowie Naturalien wie Fleisch, Brot und Brennholz.

1814/1815

In ihrem damaligen Domizil im »Merz´schen Haus« in der Frankfurter Straße 33 erleben am 21. Dezember 1812 insgesamt 27 in Offenbach lebende und 11 besuchende Freimaurer bei einem feierlichen Stiftungsfest die Einbringung des Lichts. Die Bruderschaft nimmt einen raschen Aufschwung und 1814/1815 ist die Anzahl der Brüder auf 51 gestiegen.

Ernst Casimir Graf zu Ysenburg-Büdingen ist Ehrenmeister zur feierlichen Reaktivierung. Er ist der letzte aus dem Hause Isenburg, der noch der Loge angehört.

1820 - 1845

Am 22. März 1820 stirbt der Stifter und Ehrenmeister der Loge, Fürst Carl zu Isenburg-Birstein. Sein Tod, Uneinigkeiten unter den Brüdern und die politischen Ereignisse in Hessen führen dazu, dass die Zahl der Brüder stark zurück geht. 1825 wird die Trennung des Wohltätigkeitsvereins von der Loge vollzogen. Die wenigen verbliebenen Brüder arbeiten bis 1829. Die Loge für einige Jahre inaktiv. 1841 erwecken zwölf Brüder die Loge zu neuem Leben. Die Frankfurter Loge »Sokrates zur Standhaftigkeit« leistet Beistand zum Wiederaufbau der Loge. 1845 wird die Loge feierlich reaktiviert und hat 25 aktive Brüder.

1848

Das Revolutionsjahr festigt die Einigkeit und die brüderliche Zusammenarbeit. »Carl und Charlotte zur Treue« blüht und gedeiht. Das Ansehen der Loge und ihr Einfluss auf das bürgerliche Leben wachsen. Am 30. März 1848 kann keine Loge abgehalten werden, da fast alle Brüder infolge der Ereignisse zur Bürgerwache nach Frankfurt abkommandiert sind. Die Brüder beschließen angesichts der hochgehenden Wogen des politischen Lebens, ihre zum näheren Kennenlernen stattfindenden »Harmonieabende« in den Darmstädter Hof und die Hauptwache nach Frankfurt zu verlegen, um mit einem Teil der Bürgerschaft die politischen Tagesfragen zu diskutieren.

Schulz'sches Haus am Linsenberg 1 Logenräume 1844-1849

1856

Nachdem die Bruderschaft innerhalb Offenbachs mehrmals ihr Heim gewechselt hatte, beschließen die Offenbacher Brüder den Erwerb eines eigenen Hauses. Im Februar 1856 beziehen sie ihr erstes Haus in der Luisenstraße.

Logenhaus in der Luisenstraße 36

1868-1869

Im Dezember 1868 beschließen die Brüder, dass in Zukunft eine gemeinsame Tempelarbeit mit den Schwestern nach besonderem Ritual stattfinden soll. Im Jahr 1869 wurde das – heute noch gefeierte – Schwesternfest mit einem eigenen Zeremonial zum ersten Mal begangen.

1877

Im November 1877 entsteht ein neuer Wohltätigkeitsfonds.

1883-1900

1883 wirft eine von der Loge veranstaltete Lotterie zugunsten der Geschädigten einer großen Überschwemmung im Rhein- und Maingebiet 11.500 Mark ab. 1900 erhalten Opfer größerer Unglücksfälle namhafte Beträge von den Offenbacher Freimaurern. Die höheren Schulen in der Stadt bekommen Gelder für erholungsbedürftige Schüler. Arbeiterinnen, die Erholung brauchen, ermöglicht die Loge Landaufenthalte. Nachdem sich eine Außenwand des Logengebäudes gesenkt hat, entscheiden sich die Brüder für einen Neubau.

Illustration des alten Logenhauses der Freimaurerloge Carl und Charlotte zur Treue, Offenbach am Main
Logenhaus in der Luisenstraße 28

1906

Im Jahre 1906 wird in der Luisenstraße ein neues Logenhaus eingeweit. 96 Mitglieder vereint der neue prächtige Tempel unter seinem Dach. Das neugebaute Logenhaus ist bei den Offenbachern sehr beliebt, finden hier doch regelmäßig Tanzveranstaltungen und öffentliche Vorträge statt. Namhafte Bürger des öffentlichen Lebens und aus den behördlichen Ämtern der Stadt sowie auch Gemeindepfarrer, gehören der Loge an.

100. Jubiläum - 1912

Zur Hundertjahrfeier blickt die Loge auf ihre bewegte Geschichte zurück und feiert dieses Ereignis mit einer großen Festarbeit. Die Zahl der Gäste aus anderen Logen ist so groß, dass die meisten Offenbacher Brüder die Arbeit aus Platzmangel nur durch die geöffneten Türen aus einem Vorraum verfolgen. Aus dem Jubiläumsfond stiftet die Loge Materialien für die Offenbacher Mädchen-Berufsschule.

Suppen- und Kaffeeausgabe im Garten des Logenhauses in der Luisenstraße 1916

1914-1918

Mitten in die Runde der Tafelloge nach dem Johannisfest gelangt die Nachricht über das Attentat von Sarajevo. Am 2. August bricht der erste Weltkrieg aus. In Offenbach stehen die Betriebe schnell still und hunderte Familien sind ohne Einkommen. Die Brüder richten in der Küche der Loge eine Suppen- und Kaffeeausgabe für Familien und Bedürftige ein. Mit beträchtlichen Beträgen unterstützt die Loge das rote Kreuz und die städtische Fürsorge. Fünfundzwanzig Brüder werden einberufen, drei kehren nie aus dem Krieg zurück.

1923

1923 machte die Inflation auch einige Brüder mittellos und die Loge unterstützte ihre hilfsbedürftigen Brüder. Not schweißt zusammen. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wächst die Zahl der Mitglieder auf 113.

1933 - 1935

Noch im Juli 1933 riskieren die Offenbacher Brüder trotz fast täglicher Auseinandersetzungen mit der Polizei und Behörden eine Einladung zum Johannisfest. Im Oktober 1933 beschließt die Mitgliederversammlung sich den Namen »Kasino-Gesellschaft« zu geben und gleichzeitig die Umwandlung in einen geselligen und wohltätigen Verein, um der staatlichen Willkür zu entgehen. Die hierfür beim hessischen Kreisamt in Offenbach eingereichte neue Satzung kommt nie genehmigt zurück. 1935 wird die »Kasino-Gesellschaft« aufgelöst und verboten und das Logenvermögen aufgrund des »Gesetzes über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens« beschlagnahmt.

Bis 1948 bleibt der Tempel dunkel.

1948

Am 11. Februar 1948 gestattet die amerikanische Landesmilitärregierung der Offenbacher Loge die Weiterarbeit. Am 7. März 1948 ruft der Meister vom Stuhl zur ersten Tempelarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zahl der Logenmitglieder ist auf 21 geschrumpft, die Loge ist ihrer finanziellen Mittel beraubt, aber der Geist der Freimaurerei ist in Offenbach lebendig geblieben.

1949

Am 18. Juni 1949 findet im Offenbacher Logenhaus eine symbolträchtige Zusammenkunft für die gesamte Freimaurerei in Deutschland statt. Die Vertreter von 10 Großlogen, mithin 164 Logen, beschließen ihren Zusammenschluß zur »Vereinigten Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland«. Sie wird einen Tag später in der Frankfurter Paulskirche gegründet.

Festlich eingedeckter Spiegelsaal im Logenhaus

1962

Die Zahl der Mitglieder ist 1962 wieder auf mehr als 80 angestiegen. Zahlreiche karitative Vereinigungen erhalten regelmäßige Zuwendungen.

1969

Ende 1969 verkauft die Bruderschaft Haus und Grundstück in der Luisenstraße. Die Unterhaltung ist zu teuer geworden. Von dem Erlös erwirbt »Carl und Charlotte« von der Stadt ein Grundstück an der Domstraße. Es steht einem Bauherrn mit der Auflage zur Verfügung, im Erdgeschoß Räume dauerhaft an die Loge zu vermieten.

1979

Die neuen Räume in der Domstraße werden am 3. März 1979 eingeweiht. Am 19. Dezember 1978 ist der »Freimaurerische Wohltätigkeitsverein Carl und Charlotte zur Treue e.V.« gegründet worden.

175. Jubiläum - 1987

Aus Anlass ihres Jubiläums lädt die Loge zu einer Feierstunde in das Büsing-Palais in Offenbach ein. Als Gastredner spricht u.a. Dr. Günther Gall, Direktor des Deutschen Ledermuseums in Offenbach zum Thema »Die Geschichte der Loge – ein Spiegel der Offenbacher Geschichte«. Die Offenbacher Freimaurer spenden aus Anlass ihres Jubiläums DM 37.500,- an karitative, kulturelle und Selbsthilfe-Vereinigungen aus Stadt und Kreis Offenbach.Im Jahr des 175-jährigen Jubiläums gehören der Loge 74 Mitglieder an.

Bijous der Partnerlogen: »Ashlar« (oben), »Ex oriente Lux« (links. u.) »La Candeur« (rechts .u.)

2010

Die freimaurerische Weltbruderkette haben die Offenbacher Brüder immer genutzt und so entstanden Partnerschaften mit der amerikanischen Loge »Ashlar« in Deutschland, mit der französischen Loge »La Candeur« in Paris/Puteaux und seit 2010 mit der österreichischen Loge »Ex oriente Lux«.

200. Jubiläum - 2012

Die Loge begeht ihr Jubiläum mit einem Konzert im Capitol Theater Offenbach mit freimaurerischer Musik und einer Auftragskomposition der Loge, sowie einem großen Festakt im Büsing Palais. Im Haus der Stadtgeschichte wird eine freimaurerische Ausstellung gezeigt. An der rituellen Festarbeit nehmen über 100 Brüder teil.

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